Casting – bald in der Cloud?

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Wird eine Filmproduktion ins Rollen gebracht ist vieles zu erledigen. Die Drehorte sind fest- zulegen, Verträge sind aufzusetzen, man muss Equipment und Catering organisieren und: es müssen Schauspieler gecastet werden …

geschrieben von Phillip Bauer

web app Eine Webanwendung oder Webapplikation, kurz We- b-App, ist ein Anwendungs- programm, das beim Be- nutzer in einem Webbrow- ser abläuft bzw. dargestellt wird. Webanwendungen werden meist auf einem Webserver gespeichert und auch größtenteils dort aus- geführt.

web app
Eine Webanwendung oder Webapplikation, kurz Web-App, ist ein Anwendungsprogramm, das beim Benutzer in einem Webbrowser abläuft bzw. dargestellt wird. Webanwendungen werden meist auf einem Webserver gespeichert und auch größtenteils dort ausgeführt.

Und das kann, nach eigenen Erfahrungen des Autors, in einen ziemlichen Papierkrieg ausarten. Da gilt es, zwischen Anmeldeformularen, persönlichen Notizen, Übersichten und Castingtexten, erst mal den Überblick zu behalten. Hier stellt sich einem Filmschaffenden mit Programmierkenntnissen schnell die Frage: Kann man das nicht auch alles online ablegen, verwalten, organisieren und vor allem: automatisieren?

Die Vorstellung, als Regisseur, Regieassistent oder Castingdirektor zum Casting zu kommen und statt eines schweren Ordners mit tausenden Zetteln sein Laptop aufzuschlagen, um auf Abruf alle notwendigen Informationen bei der Hand zu haben, ist eine verlockende. Dieser Artikel stellt die erste Ideensammlung eines Selbstständigen vor, der sich beruflich sowohl im Film, als auch in der Webprogrammierung niedergelassen hat, und der daher nicht nur die Anforderungen an eine solche Applikation kennt, sondern auch ihre Umsetzung realisieren möchte. Anforderungen natürlich, die im Falle einer Umsetzung selbstverständlich noch im Gespräch mit einigen Kollegen aus der Branche diskutiert, ergänzt und verfeinert werden müssten.

Nun, was müsste eine solche online Casting-Verwaltung können? Beim analogen Casting muss mit jedem Bewerber zunächst ein Termin innerhalb der Castingzeit gefunden werden. An diesem Termin wird er in der Regel etwas früher erscheinen, da er vor dem Vorsprechen noch ein Formular, den so genannten Castingbogen, auszufüllen hat; ein Fragebogen, der allgemeine Daten zur weiteren Zusammenarbeit abfragt, aber auch für die jeweilige Rolle wichtige Kategorien wie Kleidungsgrößen für Kostüme oder Details zu diversen Sprachkenntnissen und Dialekten. Im digitalen Casting, also dem über einen Cloud-Dienst organisierten Casting, könnte ein Kalender zur Verfügung gestellt werden, der dem Bewerber übersichtlich anzeigt, für welche Slots er sich noch eintragen kann, der aber auch als Grundlage für eine automatisiert erstellte Übersicht über die einzelnen Casting-Tage dient. Darauf aufbauend könnten auch anpassbare Notizvorlagen für die Caster erstellt werden, sollte man diese nicht direkt digital eingeben wollen. So bleiben Notizen übersichtlich, jederzeit abrufbar und auch für weitere Castings nutzbar.

Jobsuche Als Schauspieler erfährt man von Castings meist über Gruppen auf Face- book, von Kollegen oder direkt vom Caster. Etab- lierte, spezialisierte Platt- formen gibt es bislang nicht

Jobsuche
Als Schauspieler erfährt man von Castings meist über Gruppen auf Facebook, von Kollegen oder direkt vom Caster. Etablierte, spezialisierte Plattformen gibt es bislang nicht.

Bezüglich des Castingbogens dürften sich die Bewerber freuen, ihre Stammdaten online hinterlegen zu können, sodass diese bei Anmeldung zu einem Casting automatisch übermittelt werden. Was sowohl Schauspielern als auch Castern entgegen kommen dürfte ist die Möglichkeit für Caster, bereits gesehene Schauspieler in der persönlichen Kartei abzulegen um bei weiteren Castings darin nach Kategorien sortiert suchen zu können. So werden forciert Schauspieler zu Castings eingeladen, die diese möglicherweise gar nicht entdeckt hätten.

Aber auch auf anderem Wege könnte eine cloud-basierte Lösung für Castings zu gesteigerter Aufmerksamkeit für Castings führen, wenn diese ein Portal anbietet, in dem die aktuell laufenden Castings angezeigt und die gesuchten Rollen mit einer entsprechenden Suche z.B.: nach Spielalter, Geschlecht, Statur, besonderem Talent etc. durchsucht werden können. Zusätzlich wäre ein Dienst denkbar, der Schauspielern auf Wunsch regelmäßig einen maßgeschneiderten Newsletter mit passenden Rollen zukommen lässt; Ähnliche Dienste finden sich beispielsweise bereits bei Portalen zur Job- und Immobiliensuche. Es zeichnet sich also ab, dass ein digital verwaltetes Casting nicht nur übersichtlicher für die Caster und bequemer für die Schauspieler ist, sondern dass ein solches auch noch zum regeren Austausch beider Parteien beitragen könnte.

Bevor jedoch ein detailliertes Konzept für eine solche Plattform ausgearbeitet werden kann stehen Interviews, Gespräche und Umfragen mit einer breiten Auswahl an potenziellen Benutzern an, wie Regisseuren, Castern, Produzenten und Schauspielern, um ein möglichst klares Bild über deren Bedürfnisse zu erhalten. Denn nur wenn sich die Zielgruppe mit der Oberfläche und den Funktionen, bzw. dem Funktionsumfang wohl fühlt kann ein Webprojekt Erfolg haben. Außerdem gilt es, zunächst möglichst rasch eine stabile Version mit den grundlegenden Funktionen auf den Markt zu bringen um dem User mit einem übersichtlichen Funktionsumfang den Umstieg auf das digitale Casting zu vereinfachen. Weitere Funktionen können nachträglich eingeführt werden, ebenso wäre die Einführung einiger kostenpflichtiger Zusatzfunktionen denkbar, um langfristig werbefrei bleiben zu können. Ob sich ein digitales Casting durchsetzen kann wird die Zukunft weisen, an Argumenten für einen erfolgreichen Start mangelt es jedenfalls nicht.
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Philip BauerPhillip Bauer begann 2008 an der SAE Wien Film und Webdevelopment zu studieren und arbeitet derzeit an seinem Bachelor. Neben dem Studium ist er als freischaffender Regisseur und Kamermann tätig und betreibt einen Verleih für Kamera- und Lichtequipment.

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