Peter Junge – in Leipzig studiert, in London erfolgreich

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Als selbstständiger Produzent und Audio Engineer hat Peter Junge London als Wirkungsstätte gewählt, wo er inzwischen seit sieben Jahren tätig ist. Im Jahr 2007 hat der gebürtige Dresdner sein Audio Engineering Studium am SAE Institute in Leipzig und der Middlesex University in Englands Musikmetropole absolviert. Seitdem arbeitet er mit Künstlern der unterschiedlichsten Musikrichtungen zusammen, von Newcomern bis zu Grammy-Gewinnern, und profitiert dabei stets von seinem Background als Schlagzeuger und mehr als zehn Jahren Erfahrungen in Studio- und Livesound. Letztere hat er sich auf internationalen Touren und Liveshows angeeignet, etwa den MTV Awards.

Text: Quinke Networks; Fotos: Rossella Vanon, Giora Hirsch

Kannst Du uns etwas über Deinen Background erzählen und wann Du Dich für die Selbstständigkeit als Produzent und Audio Engineer entschieden hast?

Peter Junge: Angefangen hat es bei mir mit den eigenen Bands und den Aufnahmen, die ich dafür gemacht habe. Diese haben dann andere gehört und mich gefragt, ob ich auch deren EPs oder Alben aufnehmen will. Das Produzieren und die Selbständigkeit kamen mit der Zeit dazu. Durch die Veränderungen im Musikbusiness gibt es kaum noch Anstellungen und so hat sich das einfach ergeben. Der Vorteil ist, dass ich mir so meine Projekte selber aussuchen kann und entscheide wann, wo und wie ich daran arbeite.

Was zeichnet einen guten Audio Engineer und Produzenten aus?

Ein guter Audio Engineer macht die bestmögliche Aufnahme und den geeignetsten Mix für den Song des Künstlers (musikalisch, technisch und auch kreativ). Er sorgt dafür, dass der Künstler am Tag der Aufnahme seine beste Performance gibt. Ein guter Produzent kann dabei helfen, ein Lied zu seinem vollen Potential zu bringen. Er erkennt wo es vielleicht noch etwas Hilfe braucht und wie man es anders arrangieren könnte, um es noch interessanter zu machen. Außerdem achtet er darauf, dass die Lieder gut eingeübt sind und behält das Budget im Hinterkopf. Weiterhin sollte ein Produzent den Markt sowie das Genre kennen für die er produziert.

Der Aufnahmeraum  des Offtape Studios

Der Aufnahmeraum des Offtape Studios

An welchen Projekten arbeitest Du derzeit? Was waren in Deiner bisherigen Laufbahn Deine erfolgreichsten Aufträge?

Ich bin gerade in der Vorproduktion für die Albumaufnahme eines Songwriters dessen Lieder einfach super sind. Außerdem mische ich das Album einer Pop-Rockband, eine EP für eine Folksängerin und bereite die EP Aufnahmen für eine Pop/RNB Sängerin vor. Dazwischen sind noch eine ganze Reihe verschiedenster Livekonzertmitschnitte die mir u.a. aus Deutschland geschickt wurden und nun gemischt werden wollen.
Meine erfolgreichsten Aufträge sind sicher die mit den Grammy oder Oscar Gewinnern. Allerdings macht es für mich keinen Unterschied, ob es ein Newcomer oder eine etablierte Band ist, ich stecke immer den gleichen Enthusiasmus in das Projekt.

Warum hast Du London als Deine Heimat gewählt?

2007 bin ich im Rahmen meines Studiums nach London gegangen um dort mein Abschlussjahr am SAE Institute zu absolvieren. Danach führte das eine zum anderen und aus einem Jahr wurde viele weitere. Im Vergleich zu Deutschland gibt es hier vielseitigere Musik und eine größere Bandbreite an Musikern, allerdings ist der Markt auch viel härter umkämpft.

Du bist selbst Musiker. Macht das Deinen Job eher leichter, oder schwieriger?

Musiker zu sein macht den Job auf jeden Fall leichter. Man versteht schneller warum hier oder da vielleicht mal was nicht klappt und kann gegebenenfalls Vorschläge machen und dadurch letztendlich auch eine bessere Aufnahme erzielen.

Gibt es bestimmte Genres, an denen Du am liebsten arbeitest?

Ich habe ein ziemlich breit gefächertes Interesse an Musik und mag vieles. Ich glaube die Musik, woran ich am liebsten arbeite ist die, wo ich mit Menschen zu tun habe, sprich Solo-Künstler, Bands und Ensembles im Gegensatz zu Musik, die komplett am Computer entstanden ist.

Vocal Booth im Frequency Studio

Vocal Booth im Frequency Studio

In Zeiten, in denen DJs die Charts und Tanzflächen der Welt dominieren, wie steht es da um handgemachte Musik?

Ich denke nach wie vor sehr gut. Es gibt genügend Menschen, die auf handgemachte Musik stehen. Ein Live-Konzert mit einem Künstler ist nochmal ein anderes Erlebnis, als in einen Club tanzen zu gehen. Wenn man außerdem auf die letzten Jahrzehnte zurückblickt, dann sieht man ein regelmäßiges Kommen und Gehen von Trends. Ich denke handgemachte Musik wird immer da sein.

Welche Qualifikationen für Deinen Beruf bringst du mit? Hast Du studiert?

Bevor ich nach London ging, hatte ich bereits sehr viele praktische Erfahrungen da ich jahrelang in Bands gespielt habe, selber ein Studio hatte und Live-Ton für viele Top-Musiker in einer der besten Locations (Tante Ju) in Dresden gemacht habe. Trotz angelesenen Wissens merkte ich dennoch, dass es Lücken gab die ich so nicht schließen konnte. Ich begann, mich über Optionen zu informieren und machte daraufhin am SAE Institute Leipzig mein Diplom in Audio Engineering und im Verbund mit der Middlesex University in London meinen Bachelorabschluss in Recording Arts.

Hat Dein Studium am SAE Institute Dich gut auf Deinen Arbeitsalltag vorbereitet?

Gerade von der technischen Seite denke ich das schon. Wenn Du einmal grundsätzlich verstanden hast wie ein Mischpult funktioniert, wie der Signalfluss läuft, wann welches Mikrofon am besten klingt, wie unterschiedliche Pegel sich auswirken, welche Kabel, Verstärker, Frequenzen wie miteinander am besten funktionieren – dann kann man sich fast überall zurecht finden. Ich glaub worauf Dich kein Studium vorbereiten kann, ist der eigentliche Arbeitsalltag und wie viel von diesem Job, gerade bei Selbständigen, Admin-Arbeit und Netzwerken ist.

Der Regieraum des Offtape Sudios

Der Regieraum des Offtape Sudios

Welches Equipment verwendest Du und weshalb? Also was macht diese Produkte zu Deinen Favoriten?

In der Regel nutze ich die Offtape und Frequency Studios zum aufnehmen, da beide sehr gutes Markenequipment, Mikrofone und Räume haben. Ich habe auch schon in den Sarm Studios, Britannia Row sowie Snap Studios aufgenommen und war z.B. in Abbey Road für Masterings.
In Sachen Software arbeite ich hauptsächlich mit drei verschiedenen Programmen: Pro Tools, Logic und Samplitude. Pro Tools benutze ich, da es in London alle Studios nutzen und ich so meine Sessions vorbereiten kann. Die Sachen, die ich darin aufgenommen habe, mische ich meistens auch darin. Logic benutze ich für Vorproduktion, weil es für mich am schnellsten geht, damit Ideen „zu Papier“ zu bringen. Samplitude nutze ich für die meisten Konzert-, Jazz- und Klassikaufnahmen, sowie für kleine Masterings. Damit erhalte ich immer einen transparenteren Sound, außerdem erlaubt mir Samplitude mit dem objektbasierten Arbeiten und den vielen Werkzeugen des Programms (z.B. Restauration, Metering) einen schnelleren und besseren Workflow. Zu guter Letzt kommt es aus meiner Heimatstadt und gibt mir ein wenig das Gefühl, zu Hause zu sein. Ansonsten benutze ich UAD, Waves und verschiedene Drittanbieter Plugins. Mein Interface war eigentlich schon immer eine der Soundkarten von RME (ebenfalls aus der Nähe von Dresden). Die laufen super stabil, haben sehr flexibles Monitoring mit null Latenz und man kann damit für verhältnismäßig wenig Geld viele Kanäle klar und sauber aufnehmen.

Welches „Starter-Equipment“ braucht ein Hobby-Audio-Engineer, um in seiner Garage loslegen zu können?

Der einfachste Weg zu starten ist ein vernünftiger Computer/Laptop sowie ein paar gute Kopfhörer. Software gibt es (legal) umsonst oder für sehr wenig Geld. Dann braucht es irgendwann eine ordentliche Soundkarte, ein gutes Paar Monitor-Lautsprecher und Mikrofone samt Kabeln und Stativen.

Peter kann für Dein Musikprojekt unter www.peterjunge.com kontaktiert werden.

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