Robin Fischer – Lead Programmer bei Daedalic Entertainment

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Robin Fischer ist gerade mal Anfang 20 und in München aufgewachsen. 2013 ist nach Hamburg gezogen, um als Programmierer bei Daedalic Entertainment zu arbeiten.

Text: Quinke Networks; Fotos: Daedalic, Robin Fischer

Du bist Lead Programmer beim Hamburger Spieleentwickler Daedalic Entertainment. Was zeichnet einen guten Lead Programmer aus?

Ein Lead Programmer muss nicht unbedingt vielen Programmierern vorstehen, wir sind genau genommen zwei Programmer und ich habe die Leitung, trotzdem passt wohl der Begriff Lead Programmer am besten. Der Lead Programmer muss dafür sorgen, dass die Entwicklung eines Produkts reibungslos abläuft. Dazu gehört, sowohl die Zeit für die Entwicklung, als auch die Komplexität des Spiels in einen machbaren Rahmen zu setzen. Diese Vorgaben sind für Projektleiter und Game-Designer sehr wichtig. Ich lege sehr viel Wert auf Feedback-Ketten und motiviere jeden im Team – auch die Vorgesetzten – ein direktes und produktives Feedback zu geben. Code Reviews und das gezielte Erkennen von Prioritäten sollten nicht fehlen.

Robin Fischer

Robin Fischer

Wie sieht ein normaler Arbeitsalltag von Dir aus?

Ich begrüße mein Team und fahre mein System hoch. Sobald alle Programme gestartet sind, sehe ich mir zuerst meine Mails an und schaue, ob ich irgendwo außerhalb des Projektes gebraucht werde. Das können Meetings, Builds oder QA sein. Was mir an meinem Beruf soviel Spaß macht, ist dass sich fast nie etwas wiederholt. Die Lösung von Problemen, die schon einmal aufgetaucht sind, wurden entweder in Code niedergeschrieben oder in meinem Gehirn gespeichert. So passiert es selten, dass man Arbeit doppelt macht. Nach dem Mittagessen und ein paar Runden am Kickertisch habe ich ein paar Stunden ‘Coding Hours’. In dieser Zeit bin ich, außer für Notfälle, nicht ansprechbar und konzentriere mich voll auf meinen Code. Wenn ich die Zeit nicht vergesse, geht es dann etwa um 18 – 19 Uhr nach Hause.

Wolltest du diesen Beruf schon immer ergreifen, oder bist du so reingerutscht?

Ich war schon früh technisch interessiert und habe mit meinem Vater zusammen Computer gebaut. Schon Jahre vor meinem Abitur hatte ich den Entschluss gefasst, Programmierer zu werden und falls möglich, in die Spiele-Branche einzusteigen.

Welche Qualifikationen bringst du mit? Hast du studiert?

Ich habe in München einen Realschulabschluss gemacht und bin danach auf eine Technische Fachoberschule gegangen, um ein allgemeines Abitur zu erlangen. In der 12. Stufe entschloss ich mich, ein Jahr früher aufzuhören und mit dem Technischen Fachabitur an das SAE Institute zu gehen, um meinen Bachelor of Science in Game Programming (http://de.sae.edu/de/course/7101/Game_Programming_Bachelor_Program*) zu machen.

Das SAE Institute erhebt als private Bildungseinrichtung Gebühren. Hat dich das vor dem Antritt deines Studiums abgeschreckt?

Ja, das hat es. Jedoch gab es zu dem Zeitpunkt keine staatlichen Alternativen, von denen ich überzeugt war. Ich wollte meinen Wunsch wahr werden lassen und habe nebenher im Apple Store München als Techniker gearbeitet, um mir die Studiengebühren teilweise zu finanzieren. Den Rest haben meine Eltern beigesteuert.

Als wie schwierig hast du die Jobsuche nach dem Studium empfunden?

Im Rahmen des Studiums am SAE Institute arbeitet man schon früh in Spiele-Projekten und sammelt so wertvolle Kenntnisse. Ich hatte zwar noch keine Erfahrung in der Spiele-Industrie, aber dafür wusste ich, wie eine Spiele-Produktion abläuft und wie man sich in eine Team-Struktur einarbeitet. Für mich persönlich war die Jobsuche nicht sehr schwierig, bis auf die Entscheidung, von München nach Hamburg zu ziehen. Jedoch hängt so etwas auch stark vom aktuellen Stellenmarkt und den Mitbewerbern ab.

Hat dein Studium dich gut aufs Berufsleben vorbereitet?

Ich denke, das hat es. Es gibt da zwar noch ein paar Lücken wie Gehaltsverhandlungen, wo ich mich gerne genauer ausgekannt hätte, aber sonst wurde viel Stoff vermittelt, der mir sehr geholfen hat. Das schließt von Steuerabrechnungen bis zu Zeitmanagement alles Mögliche ein. Das Wichtigste war, dass es mich in meinem Berufswunsch bestärkt hat.

Glaubst du, der Berufseinstieg in deinem Feld kann heute noch ohne Hochschulabschluss gelingen?

Ich glaube, jemand mit Talent auf diesem Gebiet und dem Willen, hart zu arbeiten, kann es immer schaffen – egal welchen Abschluss er hat. Jedoch sehe ich, dass immer mehr Hochschulen Studiengänge mit dem Thema Games anbieten. Vielleicht wird der Tag kommen, an dem Firmen so viele Bewerbungen auf dem Tisch liegen haben, dass sie anfangen, wie in anderen Branchen schon üblich, nach akademischem Grad auszusortieren. Dann kann es natürlich passieren, dass ein Bewerber ohne Hochschulabschluss trotz Talent nicht einmal die Chance hat, gesehen zu werden.

Aus dem Spiel "Fire" von Daedalic Entertainment

Aus dem Spiel “Fire” von Daedalic Entertainment

Was macht die Arbeit in der Gamesbranche für dich so spannend?

Ich liebe Spiele und virtuelle Welten, und ich weiß, dass ich die meiste Zeit meines Lebens mit Arbeit verbringen werde. Warum also nicht diese beiden Dinge miteinander kombinieren und aus der Arbeit, die viele Menschen als Last empfinden, eine Faszination und Freude machen? Außer diesem persönlichen Grund hoffe ich, dass die Spiele-Branche weiter wächst und mehr Leuten zeigt, was mit interaktiven Medien alles möglich ist. Es gibt ja nicht nur Kriegsspiele oder ähnliches, z.B. kann man mit „Gamification“ Menschen das Lernen erleichtern oder Kindern Welten zeigen, die Kreativität und Urteilsvermögen stärken.

An welchen Spielen hast du in welcher Funktion mitgearbeitet – und hast du ein Daedalic Lieblingsspiel?

Am Anfang habe ich an der interaktiven Kinderbücher-Reihe „Living Stories“, die wir mit Ravensburger publiziert haben, als Programmierer und Skripter mitgearbeitet. Die Kinderbücher waren für Tablet bestimmt, erst nur für iPad und später auch für die damals recht neuen Windows 8 Tablets. Ich habe an der Windows 8 Portierung und der Veröffentlichung im Windows Store mitgeholfen. Jetzt bin ich für „Fire“ als Lead Programmer zuständig. Mein Daedalic Lieblingsspiel ist „Goodbye Deponia“, das ich beim Spielen sehr genossen habe.

Zeit für schamlose Eigenwerbung: Gibt es ein Projekt, Website oder ein Spiel, das du unseren Lesern ans Herz legen möchtest?

Ich würde mich freuen, wenn sich die Leute „Fire“ (http://www.daedalic.de/de/game/FIRE) anschauen und ihr Feedback zu dem Spiel geben würden. „Fire“ ist ein modernes Adventure, das komplett ohne Text und Dialoge auskommt. Es handelt von dem kleinen Neandertaler Ungh, der bei seiner ersten Nachtwache das Lagerfeuer ausgehen lässt. Verbannt aus seinem Dorf macht er sich auf die lange und beschwerliche Suche nach neuem Feuer. Es ist mein erstes Spiel, das ich von Anfang an entwickelt habe und auf die Öffentlichkeit loslasse. Ich freue mich auf die Erscheinung von „Fire“ am Ende des Jahres.

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