Making of “Definitive Piano Collection” (Teil 1)

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Die Produzenten von Software-Instrumenten stehen mit jedem Projekt vor einer neuen Herausforderung. Es gilt ständig etwas Neues in die Software zu integrieren, den Klangcharakter noch authentischer abzubilden oder dem User noch mehr Möglichkeiten zur Klangmanipulation zu bieten. Um einen Blick hinter die Kulissen und die Arbeit der Entwickler von virtuellen Instrumenten zu bekommen, treffe ich mich mit den Machern der Definitive Piano Collection von Galaxy Instruments.

von Marc Bohn

Teil 1 von 3: Zu Gast bei den Machern der Definitive Piano Collection

Wie selbstverständlich setzen wir uns an ein Midi-Keyboard, selektieren ein Software-Instrument in unsrer DAW und fangen an zu spielen. Die Töne schallen aus unsrer Abhöre und zumindest klingt es so, als würden wir an einem echten Piano sitzen. Bei der Klangqualität die gesampelte Pianos mittlerweile erreicht haben, ist oft zum Original kein Unterschied festzustellen.
Die Software-Instrumente werden immer detail- und umfangreicher in ihren Funktionen. Dazu gehören: mehrere Anschlags- und Release-Dynamiken pro Taste, die Gestaltung des Raums und vieles mehr. Es scheint so, als wäre bereits alles möglich.

Die Definitive Piano Collection

Das Software-Paket umfasst drei Pianos. Zum einen ist da The Gentleman. Er basiert auf einem klassischen Upright Klavier von Bechstein aus dem Jahre 1908, dessen Teile alle in einem originalen Zustand sind. Das Alter und die Art der Mechanik, die für ein Klavier untypisch hohe Lautstärken ermöglicht, macht das Instrument zu etwas einzigartigem. An seiner Seite ist The Maverick. Ein Bechstein-Flügel der 1905 für einen preußischen Prinzen gebaut wurde. Das dritte Instrument aus der Definitive Piano Collection ist The Grandeur, ein großer Steinway-Flügel aus der bekannten Serie D.

Wer steckt hinter Galaxy Instruments?

Galaxy Instruments ist bereits mit mehreren Software-Instrumenten wie dem Galaxy X und Artist Drums erfolgreich in Erscheinung getreten. Durch die Zusammenarbeit mit Native Instruments, einem Software-Hersteller dessen Produkte weltweit bekannt sind, machte GI einen großen Schritt nach vorne. Mit The Giant, brachte GI die virtuelle Version eines festinstallierten Klaviers zum ersten mal über den neuen Vertriebspartner auf den Markt. Zuletzt gab es die Veröffentlichung von Rise & Hit, einem Instrument das Spannungen durch verschiedene Arten von Built-ups erzeugt. Ein komplett neues und bisher einzigartiges Konzept was Chöre, Orchester und viele weitere Arrangements beinhaltet. Mit dem Vertrieb der Definitive Piano Collection erfolgt nun die dritte Veröffentlichung über Native Instruments.

Sampling Pioniere

Der treibende Faktor und Ideengeber im Team von Galaxy Instruments ist Uli Baronowsky. Er ist am längsten dabei und hatte seine ersten Berührungspunkte mit Sampling bei der Produktion von Artist Drums. Dort war er als Audio Engineer gebucht. Später gab es davon die Erweiterung: Artist Drums 5.1, die erste Surround Drum Library überhaupt. Bei diesem Projekt stieß auch Stephan Lembke zu Galaxy Instruments. Stephan ist Absolvent der SAE und arbeitet an verschiedenen Standorten als Dozent in den Bereichen Sampling und Sounddesign. Er ist Mitentwickler im Team von Galaxy Instruments und somit aktiv an der Umsetzung der Software-Instrumente beteiligt. Außerdem arbeitet Stephan als Produzent für verschiedene Künstler. SAE-Alumni, Stephan Lembke über seinen Job:

„Ich hab einfach Spaß an der Studioarbeit und wichtig ist mir auch die Freiheit, die sich mir dadurch bietet. Neben verschiedenen Mixing-Sessions und meiner Lehrtätigkeit, ermöglicht mir das Sampling einen hohen kreativen Output und mein „Alltag“ bleibt dadurch sehr flexibel.“

Die Entstehung der Definitiv Piano Collection

Nach dem Erfolg von Rise & Hit und The Giant kam Native Instruments mit einer Anfrage zu einer neuen Piano-Reihe auf das Team von GI zu. Durch die Produktion von The Giant wusste man bei NI bereits wie ein natives Piano aus dem Hause Galaxy Instruments klingt und wie die Zusammenarbeit verläuft. Nun wollte man gemeinsam einen qualitativen Schritt nach vorne gehen und die alten Akustik-Pianos ablösen.

Die ersten Annäherungen

Auf der Suche nach passenden Instrumenten für die Definitiv Piano Collection wurden diverse Steinway Flügel getestet und als Demo aufgenommen. Zu den ersten Anlaufstellen gehören Klaviersammler und -Verleiher aus dem Umkreis von Köln. Beim ersten Antesten wird ganz genau auf den Klang jedes einzelnen Tons geachtet und nicht, wie das vielleicht ein Pianist tun würde, die Klaviatur hoch und runter gespielt. Zu den Kriterien zählen beispielsweise die Tonalität, die Resonanz des Instruments und der Klangeindruck, wenn ein Pedal getreten wird. Auch die Lautstärke bzw. die Dynamik spielt eine große Rolle. Wie verändert sich der Klang im Vergleich von lauten zu leisen Anschlägen? Gibt es viele Klangfärbungen in den unterschiedlichen Dynamikstufen oder hauptsächlich Lautstärkeveränderungen? Es wird genau beurteilt, wie jeder Ton im einzelnen und wie ausgeglichen er zu den umliegenden Tasten klingt. Das Instrument wird also ganz genau unter die Lupe genommen. „Das sind alles Kriterien die für unterschiedliche Produktionsarten und Stilrichtungen wichtig sind. Wir versuchen uns schon bei der Auswahl den Gesamtklang vorzustellen. Wie ist der Charakter des Instruments? Wenn man dann merkt, in einer Oktave klingen drei Töne schön und die anderen klingen nicht oder haben Fehler, dann kann man das Instrument in dem detaillierten Umfang kaum umsetzen.“ so Stephan über die Auswahl der Instrumente.

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Der Klangeindruck – Jedes Detail zählt

Soviel zum Team von Galaxy Instruments, den Pianos der Definitive Piano Collection und den Kriterien bei der Instrumentensuche. Wie es zur Auswahl der drei Pianos und den einzelnen Studios kam und wie die Aufnahmen zur Definitiv Piano Collection verliefen, erfahrt ihr im zweiten Teil dieser Reportage.

Gleich weiterlesen:
Teil 2: Die Entscheidung für Grandeur, Gentleman und Maverick

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Marc Bohn - AuthorÜber den Autor:
Marc Bohn ist Systeminformatiker und Absolvent der SAE in Köln – Bachelor of Arts (Hons.) Audio Production. Er arbeitet derzeit als Produzent und Audio Engineer für verschiedene Tonstudios und Labels in Köln. Zudem ist er als freier Mitarbeiter für die SALZBRENNER STAGETEC MEDIAGROUP tätig und schreibt als Press Release Assistant dort Reportagen, Fachmagazinartikel und Pressemeldungen.

Bilder: Lembke und Hermes

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