Timo, danke, dass du dir heute die Zeit nimmst! Wir wollen heute etwas mehr über den neuen Diploma-Kurs Event Engineering am SAE Institute erfahren. Bitte erläutere uns doch kurz, was es damit auf sich hat.
Timo Krämer: Ich habe selber über 20 Jahre im Veranstaltungsbereich gearbeitet, als Eventtechniker, als Live Engineer für alle möglichen Bands und Rapper, Konzerte mit 50 und 15.000 Leuten gemischt. Unabhängig davon, aus welchem Bereich die Beteiligten kommen – ob Sound, Licht, Bühne, Tourmanagement, Sprachbeschallung bei Parteitagen, Open Airs usw. So gut wie alle in der Veranstaltungstechnik haben ihr Handwerk gelernt, indem sie einfach angefangen, zugeschaut und viel falsch gemacht haben; was kein schlechter Weg ist. Aber in quasi allen anderen Berufsfeldern gibt es eine Ausbildung oder ein Studium. Viele kamen vom Audio Engineering, ich selber auch, und davon kann man auch viel Gelerntes anwenden, aber es geht im tontechnischen Bereich eben primär um Tonstudio-Arbeit im weitesten Sinne und passt nicht 100 Prozent für die Anforderungen im Live-Bereich. Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass es zum Bereich der Live Events eine riesige Lücke gibt. Daher der Kurs Event Engineering.
Was ist das Ziel des Event Engineering Kurses?
Timo Krämer: Das Ziel des Event Engineering Kurses ist, jemand der Interesse und Motivation hat im Event Bereich zu arbeiten innerhalb von 18 Monaten sehr praxisnah dafür ready zu machen. So, dass man danach sehr schnell wirklich arbeiten kann und nicht nochmal ein paar Jahre lang daneben stehen und zuschauen muss bis man selbst Verantwortung übernehmen kann und entsprechend dafür bezahlt wird.
Welche Inhalte erwarten die Event Engineering Kursteilnehmer*innen und zukünftigen Eventtechniker*innen?
Timo Krämer: Die übergeordneten Themen bilden die gesamte Bandbreite des Event Engineerings ab: von der Bühnentechnik & und dem Bühnendesign, über Sound & Beschallung sowie Licht, Video und Präsentationstechnik bis hin zum Projektmanagement, der Kommunikation und dem Teamwork.
Auf die unterschiedlichen Veranstaltungsarten angewandt, bedeutet dies sehr viel praktische Übungszeit. Was in anderen Fachbereichen die sogenannten On Campus Events sind, sind beim Event Engineering so zu sagen die In Club Events. Mit echtem Equipment, real existierender Veranstaltungstechnik. Auf, vor und hinter der echten Bühne und im Club in deiner Stadt. Nicht nur Theorie im Klassenzimmer.
Wie sieht die Anforderung der Kreativwirtschaft an Event Engineers aus?
Timo Krämer: Oft verrückte und unregelmäßige Arbeitszeiten, lange Tage, improvisieren, Stress aushalten, kommunizieren, gewisse körperliche Belastbarkeit.
Das klingt nicht unbedingt nach einfach zu vermittelnden Kompetenzen und setzt — wie schon gesagt — die eigene Motivation voraus, als Event Engineer zu arbeiten.
Gute Kommunikation und Teamfähigkeit sind explizite Kursinhalte; wir halten das für extrem wichtige Skills, nicht nur aber insbesondere im Event-Bereich. Und diese lernt man besonders gut in der Praxis und der regelmäßigen Anwendung.
Welche Potenziale stecken in diesem Kursangebot? Was bedeutet das für Live Events und Eventtechniker*innen?
Timo Krämer: Die Lücke zwischen theoretischer Ausbildung oder praktischem Lernen an und für Studiotechnik und dem tatsächlichen Live Betrieb wird hier geschlossen.
Neben dem Angebot Audio Engineering am SAE Mediencampus existiert beispielsweise eine 3-jährige Ausbildung mit IHK-Abschluss, bei der ich immer wieder höre, dass die Azubis der meisten Betriebe nur Kabel wickeln und wenn sie fertig sind zwar auf- und abbauen, aber keine “Show fahren” können.
Die letzten 2 Jahre haben gezeigt, wie sehr die Menschen echte Veranstaltungen und Live Events brauchen. Dass Online-Treffen eben kein echter Ersatz für Konzerte, Konferenzen, Feiern usw. sind. Die Eventbranche wird weiterhin wachsen.
Viele, die in der Veranstaltungstechnik berufstätig waren, haben sich in den letzten 2 Jahren neue Jobs gesucht. Da rollt ein riesen Bedarf für künftige Events auf uns zu, und zwar schon in wenigen Monaten. Nehmen wir Musik als Beispiel, Konzerte und Touren. Bald werden alle Bands fast gleichzeitig auf Tour gehen. Da verkaufen sie nicht nur Tickets, sondern auch T-Shirts und CDs. Das ist eine Haupteinnahmequelle. Dazu brauchen sie Soundleute, Lichtleute, Bühnenleute, Tourmanager*innen usw. usf. Und davon gibt es aktuell längst nicht so viele, wie gebraucht werden.
Dazu brauchen sie Soundleute, Lichtleute, Bühnenleute, Tourmanager*innen usw. usf. Und davon gibt es aktuell längst nicht so viele, wie gebraucht werden.
Was wünschst Du Dir für den Rollout des neuen Kurses?
Timo Krämer: Der erste Durchgang eines neuen Kurses ist immer etwas Besonderes. Die Teilnehmer sind heiß und irgendwie auch Pioniere, und ich wünsche mir, dass wir mit ihnen zusammen eine tolle und lehrreiche Zeit haben, und wenn sie danach Teil unseres Ehemaligennetzwerks sind, werden wir weiterhin im Kontakt bleiben, und sie auf einem hoffentlich erfolgreichen Weg in den Beruf begleiten.
Danke.
Über Timo Krämer:
Timo Krämer ist als Live Engineer, Live Musiker, Produzent oder Studioplaner u.a. tätig gewesen für Vega, Raf Camora, Bonez MC, Chakuza, Alligatoah, Moses Pelham, Basstard, Sido, Guano Apes, Bonfire, Barbara Dennerlein, sowie für diverse TV Sendungen wie Sing wie Dein Star (ARD), Nur die Liebe zählt (Sat 1), Superkids (Sat 1), Deutschland Tanzt (Pro 7).
Er arbeitet seit über 20 Jahren für das SAE Institute und veröffentlicht regelmäßig Tutorials und Livestreams auf “The Producer Network”.
Alle Lehrinhalte und Infos zum Event Engineering Diploma findest du hier.