Die SAE Alumni Convention hat in der Medienindustrie mittlerweile den Rang eines Urlaubssperre-Termins. Als Messe, Fachtagung, Branchentreffpunkt, Party, Meet-and-Greet – insbesondere aber als Job-Börse ist die Convention hoch angesehen, denn hier knüpfen brandneue und berufserfahrene Absolventen der SAE-Diploma- und Bachelor-Studiengänge erste Kontakte zu führenden Companys. Und all das im Umfeld hochkarätig besetzter Vorträge, Fachseminare und Produktdemonstrationen.
Text: Jan-Friedrich Conrad; Fotos: Lars Goldbach
Ein umfassender Report über die elfte SAE-Convention gleicht einem Bericht über eine große Medienproduktions-Software: Das Feature-Set übersteigt bei weitem die Anzahl des zur Verfügung stehenden Raums. Was darf man weglassen, bei so viel Prominenz von seiten der künstlerischen Dozenten, bei so viel Expertise der Vertreter der Medienbranche, bei so abgefahrenen Produkten und nicht zuletzt bei einer so mondänen und von unseren Showtechnik-Partnern so opulent ausstaffierten Party? Die Teilnehmerzahl der Convention ist von Jahr zu Jahr stetig gewachsen.
Die Kommiliton/inn/en der deutschen, österreichischen und Schweizer SAE Standorte kamen busladungsweise, aber nicht nur ganz Europa war vertreten, sondern auch Gäste etwa aus Australien, Jordanien, Bahrein und Mexico – insgesamt waren 2.500 Leute auf dem Campus. SAE-Alumnus und Produktmanager Nils Boden von Genelec kommentierte es mit den Worten: “Es wird einfach jedes Jahr immer noch ein bisschen besser.”
Vor dem reinen Vergnügen steht die Arbeit, Arbeit in Gestalt von im Interesse der internationalen Hörer auf englisch gehaltenen Vorträgen. Aber es waren so viele, dass man die eigens eingerichtete SAE-Alumni-Convention-App unbedingt brauchte, als Veranstaltungs- und Aussteller-Lageplan und nicht zuletzt als Social Wall, um die Gesichter mit Namen und Kontaktdaten in Verbindung zu bringen. Mit der Alumni-Convention-App wären wir schon beim Thema „Webdesign“.
Sebastian Stricker und Bernd Kowatsch informierten über Ihr Projekt „ShareTheMeal“, ein Fundraising-Projekt des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen. Die Idee: Mit zwei Klicks auf dem Smartphone kann man ein Kind ernähren, das sonst nichts zu essen hätte – mit 40 Euro-Cent pro Tag und Kind. Die App informiert darüber, wie und wo die Mahlzeiten zur Verfügung gestellt werden. Der Anfang wurde in Lesotho gemacht, mit bereits 80.000 aktiven Spendern und bislang 790.000 ausgegebenen Essen. Das Projekt ist nicht nur höchst förderungswürdig (gleich hingehen: www.sharethemeal.org), sondern auch programmiererisch und technologisch überaus anspruchsvoll. Darüber informierte Sebastian, und Bernhard unterrichtete uns in seiner Eigenschaft als Head of Business Innovation des Welternährungsprogramms über die Marketing-, Finanz- und Social-Media-Aspekte von ShareTheMeal.
Einen anderen Schwerpunkt in Web-Design- und -Development-Themen setzte Dan Fitzpatrick von www.triplesensereply.de mit seinem Vortrag zur Frontend-Entwicklung. Den Schritt von der Schönheit im Code bis zu einer Usability zu schaffen, bei der sich die Technologie dem Anwender nicht mehr aufdrängt, wurde mit Fallstudien und Lösungsweg-Diskussionen erörtert.
Auch bei den Games gilt es, Technologie, Kunst und Business miteinander zu verquicken. Filipp Issa und Michael Stoeckemann von www.sound-of-games.com sind Musikproduzenten für Spiele, haben den ersten Spiel-Musik-Verlag gegründet und gewährten Einblicke in die besonderen Herausforderungen ihres Metiers. Sebastian Mönch von Steinberg erklärte uns das Rätsel, wie das Audio überhaupt ins Game kommt.
Im Film- und Animationsbereich erlebten wir als Dozenten: Mark Dippé, der unter anderem für Jurassic Park, Terminator II und Zurück In Die Zukunft II Visual Effects hergestellt hat; Christian Pasquariello, der gerade mit „SUM1“ einen Sci-Fi-Thriller produziert; Martin L’Heureux, in dessen Animation-Credits unter Star Wars Episode 1, Men In Black II und The Hulk gehören; Einblicke in seine Art zu arbeiten lieferte auch Constantin von Seld, der Cutter von Til Schweiger, der unter anderem „Honig im Kopf“ montiert hat; Und, für alle, die von Schnitt im Film so gar nichts halten, hörten wir Sturla Brandth Grøvlen, den für seine Arbeit an „Victoria“ mit einer Lola und einem Silbernen Bären ausgezeichneten Kameramann. Zur Erinnerung: „Victoria“ ist das 140-Minuten-in-einem-einzigen-Take-Film-Epos.
Diese persönlichen Kontakte waren ein Highlight für unsere Bachelor-Studierenden, die im Rahmen der Methodenvielfalt nach Experteninterviews Ausschau hielten. Hier waren sie, die Experten, und standen Rede und Antwort! Der Blick hinter die Kulissen von Musikvideo-Produzent und -Regisseur Felix Urbauer (Marteria, Silbermond, MC Fitti, Casper, Werbekunden: Red Bull, Nike…) und der Vortrag von Timo Klinge von Ambient Recording über Filmsynchronisation (seine Credits: Mad Max—Fury Road, 007-Spectre, The Hobbit…) bieten die Überleitung zum Studienfach Audio.
Auf künstlerischer Seite konnten wir dem Vortrag von SAE-Alumni Joy Deb lauschen, dem Co-Songwriter und Produzenten des schwedischen Siegertitels des Eurovision Song Contest 2015; Marek Pompetzki, Sidos Produzent, erklärte uns, wie er die Nummer-1-Single “Sido feat. Andreas Bourani – Astronaut“ produziert hat. Wir hörten den Beatbox-Champion Bee Low, der das Beatbox Battle Network gegründet hat, und keinen geringeren als den Grandseigneur des Hip-Hop-DJing, DJ Tomekk.
Mehr zu technischen Themen in Audio gab es natürlich auch. Der Vater des Spatial Audio Designer, Tom Ammermann, sprach über die Blu-Ray-Produktion „Kraftwerk 3D“ und Strategien der Abmischung unter Dolby Atmos. Vovox-Gründer Jürg Vogt beantwortete alle Fragen über Kabel, pardon, „Klangleiter“, die wir nie zu stellen wagten, unter anderem die ketzerischste, nämlich ob es auf die Wahl des Kabels überhaupt ankommt. Technische Akustik: Markus Bertram, Chef von mbakustik, setzte sich mit der leidigen Frage der Bass-Raumresonanzen in Control Rooms auseinander und lädt zur Messung des eigenen Abhörraums ein. Unter den Einsendern von Messprotokollen wird ein Drawmer 1978 Compressor verlost. (Ich mache mit, meine Regie wummert auch noch!) Und so weiter, und so fort, der Platz reicht nicht, es hörte gar nicht mehr auf: Music Publishing mit Chris Meehan von Sentric Music, Modularsynthesizer mit Patrick Detampel von Alex4 (mit Instrumenten unterstützt von Schneidersbüro und Roland), Sampling-Sound-Design mit Sara Långvik von der Stockholmer SAE, Klangsynthese direkt im Browser mit Pierre Spring von Nelmio, Dante und RedNet mit Adrian Hogg von Focusrite, und manch einen, dem ich Unrecht tue, wenn ich ihn nicht erwähne. Die Interdisziplinarität, also die nahtlosen Übergänge zwischen den Gewerken Business, Game, Film, Web, Audio, Musik, Publishing, Animation und Design war überall mit Händen zu greifen.
Auf der Alumni Convention fand unter der Moderation von AC Coppens von „The Marketing Catalysts“ ein Panel statt mit den Human-Resources-Managerinnen Laura Moreno Salinas von Native Instruments, Verena Adam von Strenge von Plista, Vera Termühlen von Wooga sowie Mehdi Benkirane von SAE Institute.
Und dann ging’s ins ASTRA-Kulturhaus, wo, eingeleitet durch einen spektakulären Trailer, die von Mehdi Benkirane moderierte Alumni Award Ceremony ihren Lauf nahm. „And the winner is…“ hieß es für die Preisträger der besten Produktionen (Engl.) aus allen Gewerken.
Die Ausstattung der fetten Party ist auch den Sponsoren der Alumni Convention zu verdanken, die die ganze Breite des Spektrums unserer Studiengänge als Unternehmen reflektieren.
ADAM Audio, Adobe, Aeria Games, AIDA Cruises, Ambient Recording, Aphex, Apogee, Apple, Arri, Audient, Audio Export, Audio Technica, Audiowerk, Avid – Moment, das war erst der Buchstabe „A“ unter den Ausstellern. Die Liste der Unternehmen, die das Event unterstützt haben, endet bei ZAOR-Studiomöbeln und dem Kamera-, Effekt- und Recording-Hersteller „Zoom“. Dazwischen, aber bei weitem nicht vollständig finden sich Unternehmen wie der Mikrofon- Funk- und Kopfhörer-Hersteller Beyerdynamic, Akustikberater Concept-A, der Fachversicherungsmakler Erpam, die Frankfurter Musikmesse/Prolight+Sound, und illustre Gäste wie RME, Shure, SPL, Steinberg, Yamaha.
Der lichte Ausstellungsbereich im zentralen Wintergarten des Berliner Campus wurde von den imposanten ARRI- und RED-Kameras dominiert, umrahmt von Kamera-Lighting, -Monitoring und -Rigging in Hollywood-Qualität. Die Audio-Companies fanden sich im Gebäudekomplex mit den Studios, während andere Unternehmen als Ausstatter der Party (monströse LED-Wand von Eventausstatter und -manager B&K Braun, Line-Array von LAX) in Erscheinung traten. Die Tegeler Audio-Manufaktur präsentierte den Prototypen eines Röhrenkompressors mit digitalem Seitenweg, hoch auflösendem Display als Meter und programmierbaren, motorisierten Potis. Bei Sound Service konnte das ROLI Seabord Rise 25 ausgiebig getestet werden. Und immer ging es nicht nur darum, sich zu zeigen, sondern auch Kontakte zu den Studierenden zu knüpfen, um Mitarbeiter zu gewinnen.
A propos „gewinnen“: Die Verlosung war natürlich ein Highlight: Eine Riege Glücklicher konnte Preise von SPL, Western Digital, Avid, Vintage Tool und New Audio Technology einsacken. Die zum Buffet überleitende Rede der Awards-Show hielt SAE-CEO und Alumni-Awards-Schirmherr Scott Jones. Und dann: Party.
In der Outdoor Area legte Video-Remix-DJ und -Producer Jonny Wilson von www.eclecticmethod.net auf, der am Freitag noch das Cross-Media-Seminar über Audio/Video-Remix-Performances zu halten hatte. Der Live-Act war die durch den Bundesvision-Contest zu Ruhm und Ehren gelangte Band „Mega Mega“ aus Berlin. Wer dann noch nicht fix und fertig war, hat in den ersten drei Stunden des Freitags DJ Julian Smith verfolgt, VJ Safy Sniper lieferte den Video- Content. Was bleibt sonst im Gedächtnis? Seminarbeginn um 11:30 Uhr am Freitag kann eine verdammt frühe Uhrzeit sein, zumal wenn das Seminar von Sue Turbett „How to get a job!“ heißt.
Besonderer Dank gilt unseren Sponsoren Avid, b&k Braun, beyerdynamic, concept-A, erpam, LAX Europe, Musikmesse, ProLight & Sound, RME, Synthax Vertrieb, Shure, SPL, Steinberg and WD Western Digital!