Vorteile und Einsatzbeispiele von Gruppenkanälen im Mixingprozess

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Analoge und virtuelle Mischpulte bieten zahlreiche Verzweigungen und Schaltmöglichkeiten. Es obliegt dem Audio Engineer die Weichen für die am Mixer anliegenden Signale sinnvoll zu stellen. Unser Beitrag vermittelt euch wichtiges Grundwissen, um euch im Kampf durch den “Spurendschungel” zu unterstützen.

Autor: Jakob Rosemann
Foto: Nan Palmero. Creative Commons 2.0

Die Wegführung der einzelnen Kanäle wird im Englischen als „Routing“ bezeichnet und die elektronischen Wege zur Ansteuerung von Outboard-Equipment oder Plugins werden „Busse“ genannt. Dieser Begriff stammt noch aus der Zeit der Transistor- und Röhren-Mischpulte und ist an den einst gängigen englischen Begriff der analogen „busbar“ angelehnt. Hierbei handelte es sich um Sammel- oder Stromschienen, auf denen verschiedene Audiosignale zusammengeführt werden konnten. Auch heute noch sind Busse elektronische oder virtuelle Signalwege, auf die mehrere Spuren geroutet werden können – beispielsweise, um Effektgeräte anzusteuern. Mehrere Einzelspuren werden also in Sammelkanälen gebündelt, welche folglich als Gruppenkanäle oder Subgruppen bezeichnet werden.

In der analogen Ära wurden in der Regel gleiche oder ähnliche Instrumente, vor allem aufgrund des in der Anzahl begrenzten Outboard Equipments, in Gruppen zusammengefasst und gemeinsam bearbeitet. In den Anfangstagen des Arbeitens mit digitalen Audioworkstations wurde dagegen primär aufgrund der geringen CPU- bzw. DSP-Ressourcen mit Subgruppen gearbeitet. Denn die Rechenleistung reichte in der Regel nicht aus um alle Einzelsignale gesondert mit den nötigen Effekten zu bearbeiten. Auch wenn die heutigen Rechner durchaus in der Lage sind, Projekte von hundert oder mehr Spuren einzeln mit Plugins zu versehen zeigen sich mehrere Vorteile beim Arbeiten mit Subgruppen und einem durchdachten Routing während des Mischprozesses.

Alle Spuren eines Drumsets können beispielsweise in einer DRUMS-Gruppe zusammengeführt werden. So kann die Lautstärke des kompletten Schlagzeugs mit nur einem Fader verändert werden. Eine Großschreibung der Gruppennamen hilft dir, die Übersicht zu bewahren.

Zum einen erspart dir das Arbeiten mit Gruppenkanälen eine ganze Menge Zeit. Denn anstatt beispielsweise für den linken und den rechten Kanal der Overhead- oder der gedoppelten E-Gitarren-Aufnahmen gesondert Einstellungen vorzunehmen, kannst du diese durch das Beschicken von Bussen in Subgruppen summieren und mit nur jeweils einer Instanz der benötigten Plugins gemeinsam bearbeiten. In der Regel bietet sich das Zusammenfassen folgender Kanäle zu gesonderten Gruppen an: Alle Schlagzeugkanäle zur Gruppe DRUMS, alle Gitarren zur Gruppe GUITARS, alle Streicher zur Gruppe STRINGS, alle Keyboardsounds zur Gruppe KEYS, alle Vocals zur Gruppe VOCALS usw. Natürlich kannst du beliebig viele weitere Gruppen (und auch Gruppen in Gruppen) erstellen oder eine andere Benennung vornehmen – Hauptsache dein Routing macht für dich Sinn. Eine Großschreibung der Gruppennamen ist natürlich ebenfalls keine Pflicht, sorgt aber für eine bessere Übersicht in deinem Sequencer, insofern die Einzelkanäle hingegen mit kleinen Buchstaben beschriftet sind.

Die angelegten Subgruppenkanäle solltest du entweder gesammelt am unteren Ende deiner Spurenliste oder aber direkt unter den durch sie zusammengefassten Kanaleinheiten platzieren. Die erste Vorgehensweise ist an das analoge Arbeiten mit großen Split-Konsolen angelehnt, bei denen die Eingangssektion (der aufzunehmenden Kanäle) in der Regel die linke Hälfte des Mischpults belegt, während die Monitor- und Gruppensektion für den Mischprozess auf der meist kleineren rechten Hälfte zu finden ist. Das zweite Vorgehen ist ein der digitalen Arbeitsumgebung entsprungenes Arbeiten. Probiere einfach mal aus, welche Anordnung für dich am komfortabler ist.

In der Praxis zeigen sich unzählige Situationen, in denen sich eine gemeinsame Bearbeitung ganzer Instrumentengruppen als hilfreich herausstellt. Nehmen wir an, du beginnst deinen Mix mit dem Mischen der Drums und dir gelingt ein guter Gesamtklang des gesamten Sets, doch durch die im weiteren Vorgehen hinzugefügten Instrumente geht das Schlagzeug ein wenig unter. In diesem Fall kannst du im Gruppenanal einfach den einen Fader hochziehen, ohne jede Einzelspur der Drums separat in der Lautstärke nach zu justieren. Andersherum können besser drei oder vier Gruppenfader heruntergezogen werden, wenn der Masterkanal zu übersteuern droht, als mühsam -zig Einzelkanäle sukzessive leiser zu regeln.

Als empfehlenswert stellt sich auch das Anlegen einer übergeordneten Gruppe für alle Vocals und alles Instrumentenspuren an. So kannst du nicht nur alle Stimmen schnell leiser oder lauter regeln wenn es nötig erscheint, sondern du kannst auch in Windeseile Accapella- und Instrumentalversionen deines Mixes ausspielen wenn der Mastering Engineer oder Remixer Stems von dir anfordert oder wenn der Künstler diese Mischungen für die Veröffentlichung seiner Single benötigt. Hilfreich wird eine reine Instrumentalgruppe auch dann wenn du mitten im Mix plötzlich feststellst, dass die Vocals sich gegen die unteren Mitten der vielen Instrumente einfach nicht recht durchsetzen können. In diesem Fall lohnt sich der Einsatz eines Equalizers auf der Instrumentalgruppe, um den problematischen Bereich ein Stück weit abzusenken. Natürlich kann per EQ auch der Höhenbereich aller Instrumente, aller Vocals oder des Drumsets insgesamt ein Stück angehoben werden, wenn sich die jeweilige Gruppe klanglich als etwas zu dunkel gegenüber den anderen Gruppen herausstellt oder zu sehr im Hintergrund zu stehen scheint.

Analoge Kompressoren wie der LA2A und ihre virtuellen Emulationen werden gerne auf Instrumentensubgruppen insertiert, um die auf dem Bus summierten Signale noch besser miteinander verschmelzen zu lassen.

Auch Kompressoren finden auf Subgruppen gerne Verwendung, wenn es darum geht die einzelnen Klänge zu einer klanglichen Einheit „zusammenzuschweißen“. Mit einer mittleren Attack von etwa 20–50ms, einer recht kurzen Release von etwa 100–200ms und einer maximalen Gain Reduction von 3–4 dB in den lautesten Passagen kann ein Kompressor deine Mischung druckvoller gestalten und sorgt für den „magic glue effekt“.

Auch der Einsatz von Stereo-Enhancern bietet sich auf Gruppenkanälen an. Wenn sich bei einem überladenen Mix einzelne Instrumentengruppen auf der Panoramaebene im Weg stehen kannst du für eine bessere Trennung sorgen, indem du in beiden Subgruppen einen Basisverbreiterungs-Effekt insertierst. Während du bei der einen Gruppe eine Verbreiterung der Stereobreite vornimmst, verringerst du in der anderen Gruppe die Auslenkung ein wenig. Natürlich sind Tools dieser Art mit Vorsicht zu geniessen. Generell solltest du bei ihrer Verwendung die Phasenlage der Gruppen mit Hilfe eines Goniometers/Korrelationsgradmessgeräts auf Monokompatibilität überprüfen.

Abgesehen von den klanglichen Vorteilen schont das Arbeiten mit Subgruppem nicht nur die Ressourcen deines Rechners, sondern spart dir oftmals auch eine Menge Zeit und verschafft dir eine bessere Übersicht in deinem Arrangement.

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