Spieleentwicklung im kleinen Team – Von der Idee zum fertigen Spiel

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René Vidra, Jackie Pirron und Nikolaus Abit, 3 Alumni des SAE Instituts Wien erklären nach der Fertigstellung ihres aktuellen mobile Games “Liftboy Sam”, welche Etappen sie in ihrer Produktion hatten und geben hilfreiche Tipps für zukünftige Indie developer.

by Team Liftboy Sam

Gemeinsam mit Thomas Gieler von Maystorm GmbH produzierte René Vidra 2011 und 2012 bereits zwei mobile Games (“Celerity” und “the Code”) und konnte somit bereits in die Spieleentwicklung für Smartphones hinein schnuppern. Das neueste Projekt “Liftboy Sam”, welches er gemeinsam mit Jackie und Nikolaus Anfang August 2014 gestartet hat, profitiert nun von den gesammelten Erfahrungen.

Am Anfang war die Idee
Die meisten Gamestudent bzw. diejenigen, die sich mit Games leidenschaftlich beschäftigen, haben irgendwann den Wunsch, eine eigene Spielidee umzusetzen. Ideen sind schnell vorhanden, doch gefallen sie auch anderen? Und noch viel wichtiger, kann man sie überhaupt umsetzen? Wer hilft dabei, den “Traum” zu realisieren?
Sehr selten ist die erstbeste Idee, die einem im Kopf herumschwirrt, auch gleich der erfolgsversprechendste Kandidat. Es macht daher Sinn, sobald man den Entschluss gefasst hat, ein Spiel auch wirklich zu produzieren, verschiedenste Überlegungen im Kopf durchzugehen. Welches Genre möchte man aufgreifen? Welche Zielgruppe soll sich davon angesprochen fühlen? Wie groß ist der Aufwand und wie viele Personen braucht man mindestens, um die Idee umzusetzen?
Gerade am Anfang können die Kollegen jedem raten “klein anfangen”. Das erste Spiel wird sowieso genügend Hürden und Probleme aufwerfen, solange aber ein baldiges und greifbares Ende in Sicht ist, bleibt die Motivation aufrecht.

Teamfindung
Nachdem der erste Schritt getan ist, steht nun die Teamfindung an. Dabei sollte eines groß geschrieben werden: Mit jeder weiteren Person, wird zwar meist die technische Qualität des Spiels gehoben, da jeder seiner Spezialisierung nachgehen kann, jedoch steigen auch, vor allem wenn man keinen gemeinsamen Arbeitsplatz hat, die Kommunikationsprobleme ins Unermessliche an. Dieser Punkt wird von fast allen unterschätzt. Nicht zu vergessen, dass jeder seine eigenen Interessen hat und nur dann besonders gute Arbeit liefert, wenn jedem genügend Freiraum zur Selbstentfaltung geboten wird.

Rechtseinräumung und Absicherung
Dieser Punkt soll mit guten Grund weit oben platziert sein, denn er findet viel zu selten oder zu spät Beachtung. Gerade nach der Ausbildung, findet man vielerlei Studentengruppierungen, die sich aus Freude heraus das Ziel setzen, gemeinsam eine Produktion zu starten. Absolut jeder wird nachvollziehen können, dass der Spaß das primäre Ziel ist, doch sobald auch nur der geringste Hintergedanke besteht, mit seinem Produkt auch Geld zu verdienen, sollte man möglichst bald einen Vertrag aufsetzen, der für alle Beteiligten klarstellt, wie viel jeder Einzelne erhält und was mit der geleisteten Arbeit passiert, sollte jemand das Team verlassen. Unzählige Projekte sind allein aus diesem Grund gescheitert. Wurden diese Fragen nämlich nicht geklärt, sollte die Arbeit eines Ex-Teammitglieds nicht mehr im Spiel verwendet werden, um zukünftigen Rechtstreitigkeiten zu entgehen.

Mindestens genauso wichtig ist die Frage, ob man eine Gewinnbeteiligung vereinbart oder gewisse Arbeitsleistung doch pauschal oder stundenweise vergütet. Wird man am Gewinn beteiligt, steigt meist automatisch die Motivation, ein besonders schönes Endprodukt abzuliefern, um am Ende auch mehr Geld zu sehen. Diese Methode bedarf zwar häufig professioneller Unterstützung beim Aufsetzen eines Vertrags aber der Zusatzaufwand lohnt sich aber.

Liftboy Sam by René Vidra

Liftboy Sam by René Vidra

Die Produktion: Zeitmanagement und Motivationsaufbau
Nachdem die wichtigsten Schritte erledigt sind, folgt nun der Prozess, der am meisten Spaß macht: Die eigentliche Produktion des Spiels. Jeder macht genau das, was er gelernt hat und ihm Spaß bereitet. Auch im kleinsten Team macht es Sinn Deadlines zu setzen und diese im Idealfall auch einzuhalten. Dabei sollte man sich jedoch nicht überschätzen. Lieber kleinere Milestones vereinbaren, die dafür sicher zu erreichen sind, gilt hier als Regel. Dies ist auch der beste Weg, um Motivationseinbrüchen entgegenzuwirken.

Marketing
Sich allein auf die Qualität des Spiels zu verlassen, reicht heutzutage lange nicht mehr. Wer sein Produkt nicht ausreichend vermarktet, hat in der Regel schon verloren. Unzählige “Perlen”, die durch besonders innovatives Gameplay oder Grafik hervorstechen, sind deshalb gänzlich unbekannt geblieben, da sich nie jemand um deren Verbreitung gekümmert hat.
Sobald die Produktion gestartet hat, kann man meist auch schon mit dem Marketing beginnen. Dabei gilt ganz klar: Auf je mehr Seiten und Social Network Plattformen man aktiv ist, desto besser. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich jemanden holen, der sich ausschließlich mit diesem Thema beschäftigt, da dies keinesfalls zu vernachlässigen ist!

Was passiert nach dem Release?
Das Spiel wird endlich released und für andere User zugänglich gemacht. Endlich geschafft!….Oder doch nicht?
Wer bereits mit Release des Spiels mit der Produktion aufhört, begeht einen schweren Fehler. Nur durch laufende Updates, Bugfixing und stetiger Verbesserung des Produkts kann man langfristig daran verdienen. Wer dies nicht macht, muss innerhalb weniger Tage bis Wochen mit sinkenden Verkaufszahlen und einer unzufriedenen Community rechnen.
Auch wenn die oben genannten Ratschläge und Erfahrungen sich vielleicht recht dramatisch anhören, so soll dennoch für jeden Spieleentwickler immer noch der Spaß im Vordergrund stehen. Letztlich muss sowieso jedes Team seine eigenen Regeln schreiben. Wir hoffen dennoch, angehende Entwickler zumindest für ein paar Probleme und Fehler, die anfangs fast Jedem passieren, zu sensibilisieren.
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Wer einen Blick auf René’s, Jackie’s und Niko’s Spiel “Liftboy Sam” werfen möchte, kann dies gerne auf der offiziellen Homepage (www.liftboysam.com), sowie auf ihrer Facebook-Seite (https://www.facebook.com/liftboysamtun.

Des Weiteren nimmt das Spiel am diesjährigen Austrian Content Award 2014 teil. Die 3 würden sich riesig freuen, wenn ihr sie beim Voting unterstützen könntet! Auch ganz leicht über euren Facebook Account möglich! (http://www.contentaward.at/voten/1018)

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