Michael hat den Sprung ins kalte Wasser angestrebt, gewagt und Anlauf genommen. Seine Neugier und Streben Neues zu lernen haben ihn zur Radioproduktion gebracht.
Schriftliches Interview von Michael Rauch
- Wie bist du zur SAE gekommen?
Das war reines Bauchgefühl. Während dem Bundesheer hatte ich überdurchschnittlich viel Zeit über meine berufliche Ausbildung nachzudenken. Nachdem ich schon immer musik- und technikbegeistert war, dachte ich mir, ich könnte doch beides kombinieren. Daraufhin habe ich an einem „Tag der offenen Tür“ das SAE Institut in Wien besucht. Nachdem ich dann die ganzen Studios gesehen hatte, war für mich alles klar.
- Wie hast du die Zeit auf der SAE Wien verbracht?
Ich hatte zwar in der Musikschule und hatte als Gitarrist ein bisschen Kontakt mit Tontechnik, aber eben nur von Musikerseite her. Das SAE Diploma war dann dementsprechend spannend. Ich hab viel Zeit in den Studios verbracht, alles mögliche probiert und viele ”dumme” Fragen gestellt. Gegen Ende meines Diplomas hab ich dann als Stage-Hand zu arbeiten begonnen; Bühnen, Ton- und Lichtanlagen aufbauen und nebenher meine ersten Live Jobs.
Ich war mir dann aber unsicher, ob es wirklich das ist, was ich machen möchte. Daraufhin habe ich mich bei ein paar Radiosendern beworben. Bei einem hat man mir erklärt, dass bei ihrem Sender keine Tontechniker beschäftigt seien aber man würde meine Unterlagen weiterleiten. Ein Monat später hat sich, gegen allen Erwartungen, der dortige Produzent gemeldet und mir ein Praktikum angeboten. Von da an war Eigeninitiative gefragt. Durch die flexible Zeiteinteilung auf der SAE war ich so oft es ging im Studio des Produzenten und schaute einfach nur zu, durfte später auch ein paar Sachen ausprobieren und irgendwann folgten meine ersten Promos, Trailer und Werbespots.
“Das war dann schon ein Erlebnis meine ersten Produktionen im Radio zu hören”
- Was waren deine Ziele und wie haben sich diese während der Zeit verändert?
Mein erstes Ziel, auch der Grund für mein Ausbildung an der SAE, war ganz klar Musik aufzunehmen und mit Musikern zu arbeiten. Ans Radio habe ich damals noch nicht gedacht. Alle weiteren Ziele haben sich dann eher fließend ergeben. Man muss einfach vieles ausprobieren um rauszufinden was einem liegt. In meiner Anfangszeit beim Radio habe ich dann auch ein paar Bands im Studio aufgenommen, das hat mir viel Spaß gemacht. Mein Interesse am Radio war aber deutlich größer, also hab ich mich dann nur mehr darauf konzentriert.
- Wie konntest du deine Ausbildung in deine jetzige Situation umsetzen?
Die SAE hat mir einen soliden, professionellen Grundstock geboten. Es liegt dann an jeden, was er/sie daraus macht. Vieles lernt man einfach nur durch Praxis, viel Üben und unzähligen Sprüngen ins berühmte kalte Wasser.
Vor allem der professionelle Umgang mit Pro Tools, der ja auch auf der SAE einen großen Schwerpunkt darstellt, war für mich wichtig. In den ersten Tagen im Studio hab ich gesehen, wie schnell das Programm von Profis bedient wird. Da flitzen die Finger nur so über die Tasten, ein Shortcut jagt den anderen! Nach der SAE weiß man wies geht, kennt die Theorie, Begriffe und Tools, hat geübt und vielleicht auch schon Kontakt geknüpft. Der Rest kommt dann mit der Erfahrung und das braucht einfach Zeit.
- Was machst du zur Zeit?
Als Radioproduzent bin ich für die Sender Antenne Tirol, Antenne Salzburg und Radio Ö24 in Wien tätig. Dabei kümmere ich mich um die Produktion der Jingles, suche oder bastle Musikbetten für die Moderatoren und setze On Air Promotions um. Dazu zählen Trailer, Verpackungselemente und dergleichen. Man spricht auch vom akustischen Layout eines Senders. Zusätzlich texte und produziere ich Werbespots für Kronehit, 88.6 Regional, Liferadio und Radio NÖ. Das alles habe ich natürlich nicht von Beginn an gemacht. Angefangen habe ich nur mit Radioproduktion und erst mit einfachen Elementen. Danach kam die Werbung dazu und schließlich das Texten. Der Vorteil ist, dass ich einen Spot bzw. einen Kunden von der Idee bis zur Ausstrahlung komplett begleite. Man erarbeitet gemeinsam ein oder mehrere Konzepte, danach buche ich den passenden Sprecher, suche die Musik dazu und produziere den Spot fertig. So hat der Kunde einen Ansprechpartner für alle Produktionsschritte und fühlt sich in der Regel gut betreut.
- Welche Aspekte deiner Arbeit empfindest du als extrem wichtig?
Einer der wichtigsten Aspekte ist sicher die Arbeit mit dem Kunden. Der Kunde braucht die Gewissheit, dass seine Radiokampagne erfolgreich umsetzt wird. Schließlich geht es meistens um nicht wenig Geld, welches der Auftraggeber in weiterer Folge für die Schaltungen ausgibt. Das ist also oft eine sehr persönliche Angelegenheit, man will ja schließlich auch, dass der Kunde zum Stammkunden wird. Und dann gibt es auch noch das Dolmetschen zwischen Sprecher, Technik, Agentur und Kunden. Jeder spricht seine eigene Sprache aber alle müssen sich verstehen! - Ratschlag an (angehende) Audio Studenten/ Kollegen?
Viel ausprobieren, schon während der Ausbildung. Viel Zeit in den SAE Studios verbringen und jeden Knopf hinterfragen, davon gibts ja einige! Ich denke man muss sich einfach mal vortasten, auch was die Berufswahl betrifft. Die SAE bietet eben unzählige Möglichkeiten. Das zusätzliche BA Jahr hat mir persönlich geholfen auch andere Aspekte abseits der Audiotechnik zu beleuchten. Sei es die Musikindustrie im Allgemeinen, Marketing oder betriebswirtschaftliche Hintergründe. Das sind alles Bereiche mit denen man als Tontechniker früher oder später in Berührung kommt. Egal für welche berufliche Laufbahn man sich entscheidet.
“Im Vergleich zu einem Buttermesser sind wir eher Schweizer Taschenmesser mit
mehreren Klingen und Funktionen – und das ist das spannende im Audiobereich”