Wer kennt das Problem nicht? DJs und Live Acts drehen an unübersichtlichen Controllern und verschanzen sich hinter ihren Laptop Displays. Der Audio Production Degree Absolvent der SAE Wien, Johannes Strappler, kannte das Problem aus eigener Erfahrung als DJ und hat eine elegante Lösung dafür im Rahmen seiner Degree Honours Arbeit entwickelt.
Heute kommen bei Auftritten von Deejays oder Electronic Dance Music Live-Acts immer häufiger Computer in Kombination mit entsprechender Anwendungssoftware zum Einsatz. Zum Steuern werden verschiedenste Controller verwendet. Der Blick des Perfomers klebt gezwungenermaßen hauptsächlich am Bildschirm. Auch die Verwendung von Multitouch-Displays und Tablet PCs ändert diesen Zustand nur bedingt. Es bleibt eine Distanz zwischen Dj und Publikum.
Zwar ermöglichen es die immer häufiger zum Einsatz kommenden Multitouch-Displays und Tablet-PCs Werte über Touch-Gesten zu verändern und direkt am Bedienpunkt die Ergebnisse abzulesen. Jedoch auch hier starren die Künstler auf ihre Displays und können nicht richtig mit dem Publikum interagieren. Dazu kommt, dass die Haptik von Multitouch-Displays bei vielen Bedienelementen nicht annährend mit den tatsächlichen Eigenschaften von Hardware-Steuerelementen vergleichbar ist. Dies trifft speziell auf Schiebe- oder Drehregler zu, die sehr präzise und rasch bewegt werden müssen.
Durch seine Ausbildung als Mechatroniker konnte Johannes das notwendige Know-How im Bereich Elektronik und mechanischer Fertigung mit seinem Wissen als Tontechniker und seiner Erfahrung als DJ kombinieren. Da es keinen passenden Controller für ihn gab, lag es auf der Hand ein neues Projekt zu starten.
Um die angesprochenen Probleme zu minimieren, hat er im Rahmen seiner Degree Abschlussarbeit eine Steuerungsplattform entwickelt, welche die Vorteile von hardware- und software-basierenden Controller Systemen verbindet und gleichzeitig die Nachteile beider Steuerungsarten unterbindet. Zusätzlich wurde bei der Entwicklung ein besonderer Wert darauf gelegt, das Publikum besser in den Darbietungsprozess einzubinden. Der nun fertiggestellte Controller-Prototyp nennt sich TM1 „Beta“.
Der TM1-Beta besteht aus zwei verschiedenen Steuereinheiten, dem Double-View-Multitouch Display und einem MIDI Controller. Beide Einheiten an sich sind nichts Neues. So verkauft die Firma SmithsonMartin Inc. bereits ein Double-View-System, jedoch als reine Touch Lösung. Da sich im Zuge der Recherche für die Degree Abschlussarbeit von Johannes herausstellte, dass Touch basierende Systeme alleine keine ausreichende Haptik bieten, war seine Schlussfolgerung, die Touch-Eingabe mit einem Hardware-Controller zu kombinieren. Nun könnte man meinen, dass es sich wieder um zwei von einander getrennte Geräte handelt. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die Anordnung beider Einheiten wurde exakt aufeinander abgestimmt und bietet so eine sehr über-sichtliche Controller-Umgebung mit direktem Blick in Richtung Publikum. Der Künstler hat also alle seine Bedienelemente und Anzeigen direkt im Überblick und ist nicht mehr gezwungen verschiedene Geräte visuell zu prüfen.
Somit kann sich der Act wieder voll und ganz den tanzenden Gästen widmen. Auch für die ist die künstlerische Darbietung wieder weitaus interessanter, da sie den Tätigkeiten des Performers wirklich folgen können und dies eine authentische Show gewährleistet. Vor allem im Bereich von Electronic Dance Music lässt sich häufig Unmut der Besucher über die dargebotenen Sets diverser Künstler vernehmen. Oft wird von den Gästen vermutet, dass Sets nur mehr von einem digitalen Datenträger abgespielt werden und nicht mehr live gemixt bzw. performt werden. Mit dem TM1-Beta ist eindeutig ersichtlich, dass LIVE gearbeitet wird. Die Darbietung ist für die Gäste zum greifen nahe.
Wie funktioniert der TM1-Beta?
Der Controller wird per USB und HDMI Anschlüsse mit einem Host-Computer verbunden. Die USB-Verbindung wurde für die Übertragung des MIDI-Protokolls vom Hardware-Controller verwendet und überträgt zusätzlich die Touch-Koordinaten vom kapazitiven Sensor. Die eintreffenden MIDI-Events können im Anwendungsprogramm frei zugewiesen werden. Die Touch-Koordinaten werden von der Software EMULATOR ausgelesen und in MIDI-Messages konvertiert. Diese können dann ebenfalls über virtuelle MIDI-Leitungen an das Anwendungsprogramm gesendet werden. Die HDMI Verbindung wird vom Host-Computer als zweiter Monitor erkannt und überträgt dessen Bild auf das Double-View-Display. Die virtuelle Controller-Software wird auf dem zweiten Monitor ausgeführt und auf der Display-Einheit sichtbar. Die Bedienoberfläche der EMULATOR Software ist über einen Drag&Drop Editor frei gestaltbar. Um das Gerät trotz seiner Größe mobil zu halten, wurde der komplette Rahmen als Stecksystem konstruiert und in einem Road-Case verpackt. So kann man den Controller innerhalb von 3 Minuten ohne Werkzeug zusammenbauen.
Hard-Facts des TM1-Beta
32“ Double View Screen
12 Punkt kapazitiver Touch-Sensor
Software: EMULATOR (SmithsonMartin Inc.)
30 x Dreh-Potentiometer mit Mittelanschlag
20 x Endlos Dreh-Encoder mit Push Funktion
11 x 60mm Fader
1 x MIDI In / 1 MIDI Out
1 x MIDI over USB
Alle Bedienelemente frei zuweisbar
Der TM1 kann über die Firma Studio 360 e.U. bezogen werden. Hierbei wird jedes Gerät speziell nach den Anforderungen der Kunden konstruiert und gefertigt. So kann sich jeder Künstler sein für sich perfekt abgestimmtes Setup zusammenstellen.
Kontaktdaten
Studio 360 e.U.
Johannes Strappler
Jutogasse 2
4675 Weibern
Austria
office@studio360.at
www.studio360.at