„Du tippst ein paar Zeilen, und wie bei einem Lego-Modell setzt sich alles nach und nach zusammen, bis es am Ende fertig vor dir steht” – Klaus Baetz ist eigentlich Diplom Audio Engineer, hat sich aber das Scripting von Instrumenten zum Beruf gemacht hat ist. Wir haben ihn besucht und festgestellt, dass die Kombination von Audio und Coding auf keinen Fall abwegig ist.
von Marc Bohn
Klaus ist ein Kölner SAE-Absolvent im Bereich Audio Engineering und hat im Anschluss seinen Bachelor of Recording Arts an der SAE Berlin gemacht. Zuvor hatte er Stadtbauwesen in Aachen studiert, aber jedoch schnell festgestellt, dass ihn dieser Studiengang nicht erfüllt. Also wollte der Musiker „sein Hobby zum Beruf machen“, wie er selbst sagt. Während seiner Zeit an der SAE jobbte der heute 32-jährige im Studio von Galaxy Instruments in Köln, wo er zum ersten Mal mit dem Thema Kontakt Scripting in Berührung kam.
Was steckt hinter Scripting von Software Instrumenten?
Einer der wohl verbreitetsten Software-Sampler ist Kontakt von Native Instrument. Seit der Einführung von Kontakt 2 verfügt die Software über einen Kontakt Skriptprozessor, kurz KSP. Dieser erlaubt die freie Gestaltung eigener Software-Instruments mit Hilfe einer eigenen Programmiersprache und der zugehörigen Entwicklungsumgebung.
Mit dem sogenannten Kontakt Scripting hat jeder die Möglichkeit eine benutzerdefinierte Bedienoberfläche mit eigenem Design, inklusive Drehregler, Fader und weiterer Bedien- und Anzeigeelemente zu gestalten. Außerdem können verschiedene Filter, Dynamikparameter und Soundeffekte mit ein paar Zeilen im Editor in die eigene Software integriert werden. Mit KSP kann also ein Instrument individuell an eine bestimmte Anwendung angepasst werden. Aus diesem Grund ist KSP auch für die Hersteller von Sample-Libraries ein interessantes Werkzeug.
Klaus über seine Arbeitet für Native Instruments und Sample Logic
Zur Zeit seines Praktikums bei Galaxy Instruments war dort gerade der Nachfolger des Galaxy Pianos in der Entwicklung. Klaus hatte Glück und konnte seine Kenntnisse direkt an diesem Projekt umsetzen. Heute arbeitet er hauptsächlich als Scripter für Native Instruments und Sample Logic aber natürlich auch weiterhin für Galaxy Instruments. Dort war er übrigens auch an der Planung und der Umsetzung der Definitive Piano Collection beteiligt: „Du tippst ein paar Zeilen und wie bei einem Lego-Modell, setzt sich alles nach und nach zusammen bis es am Ende fertig vor dir steht. Der kreative Prozess besteht hier darin, das Produkt ständig zu verbessern und zu verfeinern und zu überlegen, wie welche Features umgesetzt werden können.“
Side Projects als kreative Nebenschauplätze
Hin und wieder arbeitet er auch als Sound Designer, dabei entstand unter anderem die Library Paranormal Spectrums, ein Soundpack, das sich in der Thematik von Horrorfilmen wiederfindet. Erschienen ist Paket für die Kore 2 Plattform von Native Instruments und gehört zu den ersten, die auch tonal spielbar sind. „Das waren wirklich fünf Monate kreativste Arbeit, in denen ich viele Field-Recordings und Atmos aufgenommen habe und mit verschiedenen Synth-Atmosphären kombiniert habe. Ich habe früher mit Freunden immer schon gerne Horror-Homevideos gedreht und so kam ich einfach auf die Idee.“
Weitere Sound Patches aus seiner Feder finden sich unter anderem in den Factory Libraries von NI Absynth, Razor und Reaktor Prism. Solche Sounddesigns sieht er als Ausgleich zu seinem Job, der an manchen Stellen doch auch mal monoton sein kann.
Hands-on zum Thema Kontakt Scripting
Da es kein aktuelles Manual von Kontakt 5 gibt, in dem die Programmiersprache ausführlich erläutert wird, sind gewisse Vorkenntnisse im Programmieren erforderlich. Klaus empfiehlt deshalb das Manual von Kontakt 2 auf der Herstellerseite herunterzuladen, in dem vor allem die Grundelemente deutlich beschrieben werden. Für alle die gerne direkt selbst Hand anlegen möchten, hat Klaus uns ein kleines Tutorial geschrieben um uns die ersten Schritte in das Land von Script und Code zu erleichtern. Das Tutorial und weiterführende Links findest du bald hier im Blog-Artikel!
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Marc Bohn ist Systeminformatiker und Absolvent der SAE in Köln – Bachelor of Arts (Hons.) Audio Production. Er arbeitet derzeit als Produzent und Audio Engineer für verschiedene Tonstudios und Labels in Köln. Zudem ist er als freier Mitarbeiter für die SALZBRENNER STAGETEC MEDIAGROUP tätig und schreibt als Press Release Assistant dort Reportagen, Fachmagazinartikel und Pressemeldungen.
Titelbild: Klaus Baetz / Martin Ulm
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